Von Dresden nach Dresden. Bilder des Fotografen Willy Pritsche. Eine Chronik seiner Arbeit 1928-1956. Mit einem Text von Reimar Gilsenbach, Dresden: Verlag der Kunst, 1991.

128 Seiten, Hardcover, ISBN 3-364-00219-3

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Inhalt:
Handwerk und Kunst Willy Pritsches • 1930-1938 • 1939-1942 • 1942-1945 • 1945-1952 • 1952-1956



Handwerk oder Kunst?
Wohl jeder, der sich ernsthaft mit diesem Mittel beschäftigt, sei es als Berufslichtbildner oder als Amateur, wird sich immer wieder die Frage stellen: Wie fotografiere ich, was fotografiere ich und schließlich: warum fotografiere ich, wann wird aus dem Handwerk Kunst? Zu dem „Wie“ müßte ich wahrheitsgemäß anworten: Kaum anders als jeder der unzähligen Fotografen. Diese Sache ist keine Alchemie, sie hat ihre festen Prinzipien, und die praktische Seite ist ohne Zweifel ein Handwerk. Ich bin auch der Meinung, daß von der Seite des Machens her das Fotografieren kein Problem sein darf, das sich in technischen Eigenbröteleien verzettelt. Nur auf einer erlernbaren soliden Grundlage ist die persönliche Weiterentwicklung möglich, aus der die unverwechselbare Aussage erwächst, die eigene künstlerisch-geistige Leistung. Vor über zwei Jahrzehnten habe ich einmal in einer Niederschrift versucht, meine Gedanken über das Verhältnis zwischen Fotografie und Kunst zu formulieren; ich habe diesen Aufsatz nie veröffentlicht. Um Kunstwerke zu schaffen – so meinte ich damals, und so denke ich auch heute –, ist nicht das Mittel und auch nicht das Wollen ausschlaggebend, sondern ein inneres unabweisbares: Ich muß! Auch die Erkenntnis, daß man nie am Ziel ist, sondern nach weiterer Vervollkommnung zu streben hat.
Willy Pritsche
(Aus dem Katalog zur Ausstellung Willy Pritsche in der Neuen Dresdner Galerie. November 1983)


Der Texter über den Fotografen
Mit Willy Pritsche verbindet mich eine vierzigjährige Freundschaft. Sie begann bei der „Sächsischen Zeitung“. 1949 war ich Redakteur der Lokalseite „Dresden Stadt". Willy brachte mir gelegentlich Fotos – was halt so gefordert wurde. Manchmal zeigte er mir Bilder, die mich tief berührten, sich aber nicht veröffentlichen ließen, weil sie dem stereotyp und vordergründig aufgefaßten „sozialistischen Realismus“ widersprachen: Bilder von Ruinen, in denen eine Blume wuchs, Bilder von trümmerkranken Menschen, die die Stadt „entrümpelten“, Bilder, in denen eine sanfte Freude am Leben aufkeimte.
Zehn Jahre lang, von 1951 bis 1961, war ich Redakteur der Monatsschrift „Natur und Heimat“. Willy gehörte zu ihren ständigen Mitarbeitern. Seine Fotos gingen mit keiner Mode, aber sie zeigten eine ausgeprägte Handschrift, aus Hunderten von Bildern vermochte ich sie herauszufinden. Noch heute weiß ich nicht genau zu definieren, worin sich diese Handschrift äußert, der Betrachter muß sich in sie hineinsehen.
Reimar Gilsenbach