Reimar Gilsenbach: Rund um die Natur. Mit Illustrationen von Rainer Sacher und Christiane Gottschlich. Berlin: Der Kinderbuchverlag, 1982.

Spanische Ausgabe: Alrededor de la Naturaleza. Berlin: Der Kinderbuchverlag, RDA, 1990. Editorial Gente Nueva, La Habana, Cuba, 1990.

176 Seiten, Hardcover

Bestellung über Antiquariate oder über Verlag Gilsenbach & Gilsenbach



Inhalt:
Springquell unseres Daseins • Sünden der Väter • Bedrohung eines Planeten • Leben und Umwelt • Nutznießer der Naturschätze • Natur in der Stadt • Gestaltete Landschaft • Auf Buffalo Bills Spuren • Tiere finden Schutz • Auch Blumen brauchen Hilfe • Denkmale der Natur • Zufluchtsstätten des Lebens • Hinter Gittern und Gattern • Die großen Nationalparke • Verantwortung ohne Grenzen • Oasen für Millionen • Mit offenen Augen • Das kannst auch du! • Die große Fahrt


Springquell unseres Daseins    
Hannibal, oberster Feldherr der Karthager, zog mit 50.000 Fußsoldaten und 9000 Reitern gegen Rom. Im Frühjahr 218 v.u.Z. erreichte er die Alpen. Sein Heer hatte den weiten Weg durch Nordafrika, Spanien und Südfrankreich hinter sich. In den Alpenpässen gerieten die Karthager in einen Schneesturm. Nur 26 000 Fußsoldaten und 6000 Reiter erreichten Oberitalien. Als schwerste Waffe führte Hannibal Kriegselefanten mit sich. Kein einziger Elefant überlebte die erste Schlacht.

Hannibals Feldzug ist eine der letzten verbürgten Nachrichten, die wir von den Elefanten Nordafrikas besitzen. Bald danach müssen sie ausgestorben sein.
Vor 20.000 Jahren war das Klima Nordafrikas feuchter als heute. Selbst in der Sahara gedieh auf Gebirgen und in Flußtälern Wald. Allmählich nahm die Trockenheit zu, die Wüste dehnte sich nach Norden aus. Wasserliebende Tierarten wie der Elefant zogen sich in feuchtere Gebiete zurück. Trotzdem gäbe es die Elefanten Nordafrikas wahrscheinlich noch heute, wenn der wirtschaftende Mensch die Natur nicht gewaltsam verändert hätte: Er brannte Wälder nieder, um Weideland für sein Vieh zu gewinnen, er nahm Steppen unter den Pflug. So schwand das Lebensgebiet der Elefanten dahin, bis Hannibal die grauen Ungetüme seiner Machtgier opferte. Die allerletzten, die selbst den Untergang Karthagos überdauert hatten, werden von den Römern erlegt worden sein triumphale Jagdausflüge der Sieger, blinder Mutwill der Herrschenden. Die Sklavenhalter der Antike haben auch die Natur wie ihre Sklavin behandelt.

Die Menschheit vermag sich nur höher zu entwickeln, wenn sie die Natur umgestaltet, sie stärker für ihre Bedürfnisse ausnutzt. Jeder Eingriff in den Haushalt der Natur birgt jedoch die Gefahr in sich, daß er zur Schädigung, ja zur Vernichtung der natürlichen Springquellen des menschlichen Daseins führt. Dies ist der sich verschärfende Widerspruch zwischen dem Menschengeschlecht und der Erde, seiner Heimat: Lassen wir die Natur unverändert, dann können wir nicht leben, zerstören wir sie, so gehen wir zugrunde. Nur wenn es gelingt, diesen Widerspruch aufzuheben, kann die Menschheit auf eine glückliche Zukunft hoffen.